Wer ist eigentlich alt? Laut Definition der WHO (Weltgesundheitsbehörde) gelten Menschen, die das 65. Lebensjahr erreicht haben als alt. In der gerontologischen Forschung sind 60 – 75jährige „junge Alte“, 75 – 90jährige „alte Alte“ und über 90jährige gelten als Hochbetagte.
Wie gesund wir im Alter sind, hängt von vielen Faktoren, wie dem Alterungsprozess, Gesundheitszustand, Familie und sozialem Umfeld ab. Der Alterungsprozess läuft bei jedem Menschen unterschiedlich ab. Laut STATISTIK AUSTRIA wird die österreichische Bevölkerung in den nächsten Jahrzehnten weiter anwachsen und im Jahr 2030 bereits die 9 Millionen Grenze übersteigen. Durch die Veränderung der ansteigenden Lebenserwartung wird die Anzahl der über 80jährigen Menschen in Österreich bis 2030 sogar mehr als die Hälfte (+ 52 %) ansteigen. Deshalb wird es auch aus wirtschaftlicher Sicht erforderlich sein, die Selbstständigkeit und Mobilität älterer Menschen soweit zu fördern, dass der außerfamiliäre Pflege- und Versorgungsbedarf so gering wie möglich ausfällt.
Bei den über 60jährigen sind 48,3 % der Männer und 48,5 % der Frauen dauerhaft von Mobilitätseinschränkungen betroffen. Gehbehinderungen wirken sich auf das Benützen öffentlicher Verkehrsmittel, die Benützung eines Fahrrades oder Auto aus. Gleiches gilt für Sehbehinderungen und die Beeinträchtigung durch Medikamente. All dies erhöht auch die Unfallrisiken erheblich. Ältere Menschen haben auch einen erhöhten Zeitbedarf um den Anforderungen spezifischer Mobilitätsaufgaben gerecht zu werden. Gangstörungen, verminderte Schrittgeschwindigkeit, Schwindel und Balancestörungen, verringertes Fußabheben vom Boden und Gangasymmetrien treten im Alter gehäuft auf. Ältere Menschen fürchten sich vom Verlust der Autonomie (Selbstbestimmung und Selbstständigkeit). Durch Altersschwäche ohne Förderung verlernen ältere Menschen oft das Laufen und Stehen. Oft sind für diese Entwicklung keine körperlichen Gebrechen schuld.
„Wer rastet der rostet“ – dieses bekannte Sprichwort ist natürlich bis ins hohe Alter gültig. Daher nimmt die gezielte Förderung von Bewegung und Mobilität gerade im Alter einen wichtigen Stellenwert ein. Nur dadurch ist ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben möglich. Bewegung ist für den gesamten Organismus enorm wichtig. Sowohl Muskeln wie Knochen werden besser durchblutet, wodurch der altersbedingte Abbau reduziert wird. Körperliche Aktivität vermindert das Risiko für einen frühzeitigen Tod. Die Gefahr einer ischämischen (durch Durchblutungsstörung) Herzkrankheit, eines Schlaganfalles, Bluthochdrucks, metabolisches Syndrom, Diabetes mellitus, erhöhte Cholesterinwerte etc. werden deutlich vermindert.
Anmerkung:
Unter Metabolisches versteht man die Kombination verschiedener Symptome. Am markantesten ist die bauchbetonte Fettsucht (abdominelle Adipositas). Zusätzlich zu dem starken Übergewicht treten häufig Insulinresistenzen, Fettstoffwechselstörungen und Bluthochdruck (Hypertonie) auf.
Bewegung verbunden mit gezielter Ernährung ist einer Körpergewichtsreduktion förderlich. Dies verbessert die kardiovaskuläre und muskuläre Fitness. Einhergehend damit ist eine verminderte Sturzgefahr, Depressionen werden oftmals reduziert bzw. vermieden und das Risiko an Darm-, Brust-, Lungen- oder Gebärmutterkrebs zu erkranken sinkt. Gleichzeitig steigen die kognitiven Fähigkeiten (Denk- und Wahrnehmungsvorgänge) und damit verbunden eine Verbesserung der Aktivitäten des täglichen Lebens. Bewegungseinschränkungen und Mobilitätsverlust sind zwei der wichtigsten Risikofaktoren für Hilfe- und Pflegebedürftigkeit im Alter.
Um fit zu bleiben kann jeder selbst nach seinen körperlichen und gesundheitlichen Möglichkeiten beitragen. Sei es die Nutzung der Treppe anstatt eines Aufzuges oder Rolltreppe, oder auch Strecken zu Fuß zu bewältigen anstelle das Auto, Straßenbahn, Bus etc. zu nutzen. Ein regelmäßiger Spaziergang sollte täglich eingeplant werden. Wenn Sie Bewegung nicht mehr gewohnt sind, nehmen Sie anfangs nur kurze Strecken vor, und dehnen Sie die Spaziergänge langsam aus.
Weitere sportliche Aktivitäten wie Gymnastik, Schwimmen (Schwimmen ist ideal bei Gelenksproblemen, da im Wasser der Druck des Körpergewichtes entfällt, durch die Bewegung jedoch Muskeln und Knochen gut durchblutet werden.), Wandern, Nordic Walking, Krafttraining bis hin zu Tennis sind möglich. Haben Sie nicht mehr so viel Ausdauer wäre die Anschaffung eines Elektrofahrrades möglich. Damit sind Ausflüge möglich und auch die Bewegung kommt nicht zu kurz, da auch bei einem Antrieb mit Elektromotor mitgestrampelt werden muss.
Bei manchen Erkrankung oder Mobilitätseinschränkung kann der Einsatz eines Rollators sinnvoll sein. Diese bieten neben der Unterstützung beim Gehen oftmals auch eine Sitzgelegenheit. Bei Gehproblemen könnte auch ein Seniorenmobil, ein Scooter oder gegebenenfalls ein Rollstuhl verwendet werden.
Zahlreiche ältere Menschen haben große Angst vor einem Sturz und schränken daher ihre Mobilität ein. Dadurch wird ihre Lebensqualität erheblich reduziert. Dies führt zu einem Teufelskreis, da durch das Vermeidungsverhalten sowohl die körperliche Fitness als auch das Selbstvertrauen weiter schwindet und sich Gangsicherheit und Standvermögen weiter verschlechtert. Gleichzeitig besteht die Gefahr der sozialen Isolation und Vereinsamung, oft leiden Betroffene auch an einer Depression.
Immobilität bedeutet immer eine eingeschränkte Beweglichkeit bis hin zum Verlust sich selbstständig fortzubewegen oder die Körperlage zu verändern. Ursachen dafür können Erkrankungen des Bewegungsapparates (Arthrosen, Gicht etc.), Erkrankungen des Herz- Kreislaufsystems (Hypotonie = niedriger Blutdruck, Herzinsuffizienz), Erkrankungen der Sinnesorgane, Erkrankungen des Nervensystems etc. sein. Schlussendlich kann Immobilität auch zur dauerhaften Bettlägerigkeit führen.
Immobilität bedeutet also als Konsequenz einen zunehmenden Verlust der Selbstständigkeit. Die Folge sind massive Selbstversorgungsdefizite. Tätigkeiten wie Waschen, Kleiden, Stuhlgang, Essen und Trinken können nur noch mit Hilfestellung getätigt werden oder müssen komplett übernommen werden. Eine weitere Gefahr sind in der Folge Hautschäden (Dekubitus) und Kontrakturen. Ständiges begünstigt auch das Auftreten einen Pneumonie (Lungenentzündung). Ebenfalls betroffen kann das Magen-Darm-System sein, und kann sich dies mit Inkontinenz und Obstipation (Verstopfung) äußern. Aufgrund der Defizite in der Selbstversorgung kann es auch leichter zu Mangelernährung und Flüssigkeitsmangel (Dehydration) kommen. Psychische und soziale Folgen können ein mangelndes Selbstwertgefühl, Isolation, Verwahrlosung etc.
Um gegen Immobilität vorzubeugen ist also die wichtigste Maßnahme BEWEGUNG!
Ältere Menschen sollten zum Spazierengehen motiviert werden. Fuß- und Handgelenke etwa in einem Hand-oder Fußbad bewegt werden. Bei bettlägerigen Menschen sollten zumindest zweimal täglich alle Gelenke mobilisiert werden. Bei Schwerstpflegebedürftigen sollten passive Bewegungsübungen durchgeführt werden. Übungen zur Kontrakturprophylaxe lassen sich gut in das tägliche Waschen und Anziehen einbinden. Wichtig ist es auch, dass Betroffene den Alltag so weit wie möglich selbstständig durchführen. Mit der Einstellung, dass einem alles abgenommen wird, kommt man sehr schnell in eine Abwärtsspirale, und verliert immer mehr an Selbstständigkeit.