Wird Diabetes diagnostiziert, so handelt es sich in der Regel zu beinahe 95 % um Diabetes Typ 2, die verbleibenden 5 Prozent entfallen auf Diabetes Typ 1. Gegebenenfalls könnte es sich auch um eine Schwangerschaftsdiabetes handeln. (=Gestationsdiabetes: Dies ist eine Form der Zuckerkrankheit, die während der Schwangerschaft entsteht und meist unmittelbar nach der Geburt wieder verschwindet.) Auch gibt es einige verhältnismäßig seltene Sonderformen. Sie haben andere Ursachen, wie z.B. eine Virusinfektion, genetische Defekte, Alkoholmissbrauch, Medikamente, Stoffwechselstörungen oder eine chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Diese seltenen Formen der Zuckerkrankheit werden gelegentlich unter der Bezeichnung „Diabetes Typ 3“ geführt.
Als Ursachen von Diabetes mellitus gelten sowohl die Gene und Vererbung als auch andere Einflüsse. Die Entstehungsmechanismen und Gründe sind jedoch je nach Diabetestyp unterschiedlich. So ist bekannt, dass bei Diabetes Typ 2 die Vererbung eine sehr große Rolle spielt, jedoch die individuelle Lebensweise eine noch wesentlich größere Bedeutung aufweist. Im Gegensatz dazu ist bei Diabetes Typ 1 die Lebensweise nicht ausschlaggebend und gilt Diabetes 1 als Autoimmunerkrankung (=Immunsystem richtet sich gegen den eigenen Körper), deren Auslöser bislang noch nicht als vollkommen aufgeklärt gilt.
Bei Männern erhöhen Bluthochdruck, Rauchen und Alkoholkonsum, bei Frauen ein hoher Harnsäurespiegel und körperliche Inaktivität das Diabetesrisiko erheblich.
Typ 2 Diabetes darf wohl auch als Erkrankung der Wohlstandsgesellschaft bezeichnet werden. Übermäßiges Essen, Übergewicht und Bewegungsmangel sind entscheidende Faktoren, welche die Entwicklung und das Fortschreiten dieser chronischen Stoffwechselerkrankung auslösen können. Der Grund dafür ist eine Insulinresistenz. Dies bedeutet, dass die eigenen Körperzellen auf das Hormon Insulin weniger reagieren, als die Körperzellen gesunder Individuen. Das Hormon hat eigentlich die Aufgabe, die Zuckermoleküle aus dem Blut in die Zellen weiterzuleiten. Bei einer Insulinresistenz gelingt das nur unzureichend da sich der Zucker in den Blutgefäßen staut.
Vor allem Muskulatur, Leber und Fettgewebe reagieren empfindlich auf Insulin. Das beeinträchtigt die Wirkung von körpereigenen als auch von außen zugeführtes (gespritztes) Insulin. Insulinresistenz tritt beim Metabolischen Syndrom auf, und ist ein „Auskunftsgeber“ für eine sich entwickelnde Typ 2 Diabetes mellitus Erkrankung. Als Metabolisches Syndrom wird eine Kombination verschiedener Krankheitssymptome bezeichnet, welches stoffwechselbedingt auftritt. Dazu zählen Übergewicht, Bluthochdruck, ein gestörter Stoffwechsel und ein erhöhter Blutzuckerspiegel. Vor allem Übergewicht und eine ungünstige Fettverteilung sind Hochrisikofaktoren. Betroffene haben ein stark erhöhtes Risiko, eine Herzkreislauf-Erkrankung zu entwickeln, daher sollte ein Metabolisches Syndrom gezielt behandelt werden. Am häufigsten erkranken Menschen ab dem 60. Lebensjahr. Aber auch Jugendliche, die einen entsprechend ungesunden Lebensstil haben, entwickeln zunehmend ein Metabolisches Syndrom.
Während der Typ 1 Diabetes nur durch Insulingabe behandelt werden kann, sind bei Typ 2 mehrere Behandlungswege möglich. Ziel ist es, den Blutzuckerspiegel zu normalisieren, um damit möglichst Spätfolgen der Erkrankung zu vermeiden oder zumindest abzuschwächen.
Wie entsteht der Zuckerstoffwechsel?
Bei der Entstehung von Diabetes spielen körperliche Bewegung, Ernährung, Stoffwechsel und verschiedene Hormone eine entscheidende Rolle. Insulin und Glucagon regeln hauptsächlich den Zuckerstoffwechsel. Der Zuckerstoffwechsel beginnt mit den Kohlehydraten (Stärke), die wir z.B. in Form von Einfachzucker (= 1 Zuckerbaustein = Traubenzucker) und Zweifachzucker (= 2 Zuckerbausteine = Haushaltszucker) zu uns nehmen. Einfach- und Zweifachzucker brauchen im Darm kaum oder nicht mehr abgebaut werden, und bewirken eine rasche Erhöhung des Blutzuckers. Dazu gehören z.B. Haushaltszucker, Traubenzucker, Honig, Marmelade, Eis, Schokolade, Süßspeisen, zuckerhaltige Getränke. Mehrfachzucker (= viele Bausteine = Stärke) erhöhen den Blutzucker langsam, da dieser erst im Darm in seine Zuckerbestandteile zerlegt wird. Dazu gehören Getreide und Getreideprodukte, Kartoffeln, Teigwaren, Reis, Mehl etc.. Durch Verdauungsenzyme in unserem Speichel werden bereits beim Kauen und danach durch Säure im Magen- und Darmtrakt die großen Kohlenhydratmoleküle zu kleinen Glukosemolekülen abgebaut. Über die Blutgefäße werden diese dann in der Darmwand aufgenommen und in die Körperzellen weitertransportiert. Kohlenhydrate, Fette und Eiweiß sind die wichtigsten Energielieferanten. Kohlenhydrate werden durch die Verdauung abgebaut und in Form von Glukose von der Schleimhaut des Dünndarms aufgenommen und an das Blut abgegeben. Über das Blut gelangt die Glukose zuerst in die Leber und danach über die einzelnen Blutgefäße zu den einzelnen Zellen der Organe und Gewebe. Sobald Glukose in das Blut gelangt steigt der Blutzuckerspiegel an und gibt die Bauchspeicheldrüse verstärkt Insulin ab. Nach einer glukosehaltigen Mahlzeit gelangt also viel Glukose ins Blut, wodurch der Insulinbedarf kurzfristig erhöht. Hohe Blutzuckerspiegel stimulieren die Produktion und Abgabe von Insulin, wobei sich der Körper normalerweise anpasst. Über den Tag verteilt zeigen Blutzuckergehalt und Insulinspiegel ernährungsbedingte Schwankungen. Des Weiteren beeinflusst das Hormon auch die Regulation des Fett- und Eiweißhaushaltes. Über der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) liegen inselartig verteilt die Langerhans´schen Inseln mit den Betazellen und anderen Zellen. Sie produzieren das blutzuckersenkende Hormon Insulin und die Hormone Glukagon und Somatostatin. Die menschliche Bauchspeicheldrüse gibt binnen 24 Stunden etwas 20 % des gespeicherten Insulins ins Blut ab. Dies entspricht in etwa 40 Einheiten Insulin. Das Insulin gelangt über die Pfortader in den Blutkreislauf und in die Leber. Das von der Bauchspeicheldrüse in die Leber flutende Insulin baut die Leber zu rund 50 % ab. Geringer konzentriert gelangt Insulin in den weiteren Blutkreislauf und damit in die weiteren Gewebe und Organe. Je nach Höhe des Blutzuckerspiegels schüttet die Bauchspeicheldrüse nach den Mahlzeiten vermehrt Insulin aus, sodass der Insulin-Blutspiegel nach den Mahlzeiten ansteigt. Bei gesunden Menschen regelt der Körper die bedarfsgerechte Insulinabgabe innerhalb enger Grenzen. Beim Typ 1 Diabetes liegt ein absoluter Insulinmangel vor. Das heißt, die Bauchspeicheldrüse bildet zu wenig oder gar kein Insulin. Da Insulin jedoch lebensnotwendig ist, müssen Betroffene lebenslang Insulin spritzen. Eine weitere wichtige Aufgabe der Bauchspeicheldrüse ist die Herstellung von Verdauungssäften (Enzyme), was den weitaus größten Teil der Organfläche beansprucht. Die Verdauungssäfte gelangen über einen Ausführungsgang direkt in den Zwölffingerdarm. Dort zerlegen sie Bestandteile der Nahrung. Glukagon ist der Gegenspieler des Insulins. Es wirkt im Körper genau entgegengesetzt zum Insulin. Es hebt den Blutzuckerspiegel indem es den Abbau von Glykogen in der Leber steigert. Außerdem fördert es den Fettabbau. Steigt der Blutzuckerspiegel, wird die Ausschüttung von Glukagon gehemmt. Bei niedrigem Blutzuckerspiegel wird Glykogen ausgeschüttet.
Der Typ 2 Diabetes entwickelt sich schleichen und meist über viele Jahre und wird oft erst sehr spät erkannt oder zufällig entdeckt. Zu Beginn der Erkrankung produzieren die Zellen der Bauchspeicheldrüse noch genügend Insulin. Mit der Zeit werden aber die betroffenen Zellen der Muskeln, Leber und Fettgewebe unempfindlicher gegenüber Insulin (=Insulinresitenz). Das Hormon ist also weniger in der Lage, den Zucker aus dem Blut in die Zellen einzuschleusen. Dadurch ausgelöst versucht die Bauchspeicheldrüse durch eine verstärkte Insulinproduktion diese Störung auszugleichen. In dieser Phase kann die Insulinmenge im Blut des Betroffenen durchaus auch normal, manchmal sogar erhöht sein. Bleibt die Erkrankung unbehandelt, können sich die Insulin-Zellen der Bauchspeicheldrüse so sehr verausgaben, dass die Insulin-Produktion völlig zum Erliegen kommt. Durch den Insulinmangel wird weniger Glukose aus dem Körper in die Körperzellen überführt und die Blutzuckerwerte steigen an, womit das Vollbild des Diabetes erreicht wird.
Typische Symptome des Diabetes mellitus
Welche Symptome und Anzeichen bei Diabetes mellitus auftreten, hängt vom Grad des Insulinmangels und den damit verbundenen Stoffwechselstörungen ab. Bei Typ 2 Diabetes sind die Krankheitszeichen weniger typisch und treten meist erst in einer sehr späten Phase der Erkrankung auf. Oft klagen Patienten über ein allgemeines Schwächegefühl, Müdigkeit und Leistungsabfall. Dies könnte durch den Glukosemangel verursacht sein. Ab einer bestimmten Blutzuckerkonzentration wird die überschüssige Glukose über den Harn ausgeschieden (= Nierenschwelle). Der verzuckerte Harn zieht mehr Wasser als üblich nach. Der Körper versucht den Flüssigkeitsmangel durch vermehrten Durst auszugleichen, was wiederum zu vermehrtem Wasserlassen führt. Krankheitszeichen können auch eine unerklärbare Gewichtsabnahme aber auch Heißhunger mit Gewichtszunahme oder auch eine depressive Verstimmung sein. Auch steigt die Neigung zu Infektionen bzw. ein verzögerter Heilungsprozess dieser. Zusätzlich kann es auch zu Wadenkrämpfen, Sehstörungen, Juckreiz, Potenzstörungen und Azetongeruch der Atemluft kommen. Azeton ist ein Stoffwechselprodukt, das beispielsweise bei Insulinmangel entsteht. Azetongeruch im Atem ist ein Hinweis auf Ketoazidose. Ohne Insulin kann der Körper seinen Energiebedarf nicht mehr ausreichend mit Glukose decken. Die Zellen bauen daher Fett ab, um die nötige Energie zu gewinnen. Dabei entstehen Ketonkörper genannte Stoffwechselprodukte, zu denen Azeton gehört. Reichern sich diese im Blut an droht der Körper zu übersäuern (=Ketoazidose). Vor allem Typ 1 Diabetiker sind für diese Stoffwechselentgleisung gefährdet, weil ihr Körper kein oder nur sehr wenig Insulin herstellt. Azeton kann durch einen Urintest nachgewiesen werden. Bei einer ausgeprägten diabetischen Ketoazidose riecht die Atemluft nach Azeton (= süßlicher Duft wie reifes Obst oder Nagellackentferner). Unbehandelt kann ein diabetisches Koma entstehen, das lebensbedrohlich ist.
Diagnose Typ 2 Diabetes
Mit Hilfe eines Blutzuckertests lässt sich mit einer einfachen Blutzuckerkontrolle Diabetes feststellen. Dabei gibt es mehrere Grenzwerte, bei denen die Zuckerkrankheit als nachgewiesen gilt. Die Maßeinheit für den aktuellen Blutzuckerwert ist mg/dl (Milligramm pro Deziliter) oder mmol/l (Millimol pro Liter). Bei gesunden liegt der Blutzuckerwert bei etwa 60 – 110 mg/dl oder 3,3 – 6,1 mmol/l. Nach einem Essen sollte ein Blutzuckerspiegel von 140 mg/dl bzw. 7,8 mmol/l nicht überschritten werden. Bei Blutzuckerwerten unter 50 mg/dl (2,8 mmol/l) liegt eventuell eine Unterzuckerung vor. Ein sehr starker Abfall der Werte kann zur Ohnmacht führen. Bei Diabetikern können die Blutzuckerwerte nach dem Essen auf über 140 ml/dl (7,8 mmol/l) ansteigen. Ab etwa 180 ml/de (9,9 mmol/l) spricht man von „hohem Zucker“. Sehr hohe Zuckerwerte können ebenfalls zur Bewusstlosigkeit (Diabetisches Koma) führen. Von Diabetes spricht man, wenn
- der Blutzuckerspiegel nüchtern 126 mg/dl (7,0 mmol/l) oder höher beträgt oder wenn im kapillaren Vollblut ein Nüchternwert von 110 mg/dl (6,1 mmol/l) oder höher vorliegt.
- Wenn zu einem beliebigen Zeitpunkt (nicht nüchtern) ein Blutzuckerwert über 200 mg/dl (11,1 mmol/l) gemessen wird.
- Wenn der Langzeit-Blutzuckerwert HbA1c bei 6,5 Prozent (48 mmol/mol) oder höher liegt.
Der HbA1c-Wert gibt in % an, wie viele rote Blutkörperchen mit Glukose „verzuckert“ sind. Ziel der Behandlung ist ein dauerhaft niedriger HbA1c-Wert.
Der HbA1c lässt sich mit zwei verschiedenen Einheiten angeben: In Prozent und in Millimol pro Mol (mmol/mol). Die Formel zur Umrechnung von Prozent in Millimol pro Mol lautet dabei: HbA1c in mmol/mol = (HbA1c in Prozent - 2,15) x 10,929. Durch den HbA1c Wert erhält man einen Rückschluss auf die Blutzuckereinstellung der letzten acht bis zwölf Wochen. Der HbA1c-Wert liegt bei Gesunden um die 30 mmol/mol (oder bei etwa 5 Prozent). Das heißt, dass etwa fünf Prozent der Hämoglobinmoleküle "verzuckert" sind.
Die Österreichische Diabetes Gesellschaft empfiehlt für die Vermeidung von Diabetesschäden bei jüngeren Patienten, bei denen noch keine Schäden im Herz-Kreislaufsystem vorliegen, einen HbA1c Zielwert von unter 6,5 % (48 mmol/mol). Kann dies nur mit Problemen oder mit der Gefahr der Unterzuckerung erreicht werden, gilt ein HbA1c Wert unter 7 % (53 mmol/mol) als Zielwert. Bei höherem Alter, ausgeprägten Spätschäden oder Begleiterkrankungen werden höhere Werte bis zu 8 % (64 mmol/mol) und unter Umständen darüber toleriert. Der HbA1c-Wert sollte Quartalsweise kontrolliert werden. Generell gilt: Je niedriger der HbA1c-Wert, desto geringer ist auch das Risiko für Folgeerkrankungen.
Folgekrankrankheiten Typ 2 Diabetes
Diabetes mellitus kann zu zahlreichen Folgekrankheiten führen. Sie sind das Ergebnis von Schäden der kleinen und großen Arterien und häufig auch der Nerven. Bereits im Vorstadium des Diabetes (Prädiabetes) ist die Gefahr, Folgekrankheiten zu entwickeln erheblich. Deshalb ist es wichtig, Diabetes frühzeitig zu erkennen und bestmöglich zu behandeln. Der Herzinfarkt ist eine der häufigsten Todesursachen von Menschen mit Diabetes. Hohe Zuckerwerte fördern eine Verkalkung der Arterien (=Arteriosklerose). Sind die Herzkranzgefäße betroffen, spricht man von einer koronaren Herzerkrankung. Diese äußert sich häufig in Brustschmerzen und einem Engegefühl über der Brust. Es können Symptome wie plötzliche Übelkeit, Atemnot, Schmerzen im Oberbauch und Erbrechen auftreten. Durch Nervenschäden fehlen diese Warnzeichen bei Diabetikern sehr oft. Besonders bei Frauen zeigen sich bei einem Herzinfarkt lediglich die Allgemeinsymptome. Diabetiker haben auch ein stark erhöhtes Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Es ist daher die Optimierung des Blutdrucks neben der Zuckereinstellung von zentraler Bedeutung. Erhöhte Blutzuckerwerte schädigen die Gefäße der Netzhaut in den Augen. Netzhautschäden wegen Diabetes (diabetische Retinopathie) sind eine häufige Erblindungsursache. Typ 2 Diabetiker sollten sofort bei Diagnosestellung und anschließend einmal jährlich eine Augenuntersuchung durchführen lassen.
Kribbeln, Taubheitsgefühle oder Brennen in den Füßen sind oft Anzeichen eines diabetesbedingten Nervenschadens (diabetische Neuropathie) und kann alle Nerven betreffen. Nervenschäden können Störungen der Magen- und Blasenentleerung, Durchfall oder Potenzprobleme verursachen. Geschädigte Blutgefäße in den Nieren können zur Nierenschwäche oder Nierenversagen (diabetische Nephropathie) führen. Ein frühes Zeichen dafür ist der Nachweis von Eiweiß im Harn.
Nervenschäden an den Füßen (Diabetischer Fuß) sind ein häufiger Grund für Amputationen. Diabetiker bemerken Druckstellen oder kleinere Verletzungen durch eine gestörte Schmerzwahrnehmung oft nicht rechtzeitig. Die Folge können Entzündungen, Geschwüre sein wodurch ach Gewebe und Knochen angegriffen werden. Wichtig ist daher eine ausreichende Pflege und Kontrolle der Füße.
Auch im Intimbereich kann Diabetes eine Rolle spielen und zu Sexualstörungen führen. Während bei Männern die Erektionsfähigkeit nachlässt, kann es bei Frauen zu Empfindungsstörungen und einer zunehmenden trockenen Vaginalschleimhaut kommen. Ebenso sind Urogenitalinfektionen (Harnwegsinfekte) eine häufige Komplikation bei Typ 2 Diabetes. Häufig leiden Menschen mit Diabetes auch unter behandlungsbedürftigen Depressionen, Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit oder Traurigkeit. Die genauen Ursachen dafür sind nicht bekannt.
Behandlung Typ 2 Diabetes
Bei den meisten Menschen mit der Diagnose Diabetes Typ 2 beginnt die Behandlung sofort mit Medikamenten. Dazu wird in der Regel Metformin eingesetzt. Schlägt die Behandlung nicht wie gewünscht ein, können weitere Mittel verordnet werden. Viel Betroffene müssen im Verlauf der Erkrankung auf Insulin umsteigen.
Neben der medikamentösen Behandlung ist es meist auch erforderlich, sich von einigen Gewohnheiten zu verabschieden. So ist die Gewichtsabnahme bei Übergewicht von entscheidender Bedeutung und sollte auch die Bewegungsaktivitäten zunehmen und auf angepasste Ernährung geachtet werden. In frühen Stadien können diese Lebensstilmaßnahmen ausreichen, um den Diabetes in den Griff zu bekommen. In seltenen Fällen kann er sogar „verschwinden“. Jeder Patient benötigt dabei seine eigene individuelle Therapie, die an die jeweilige Lebenssituation und auf vorliegende Begleiterkrankungen angepasst ist.
Starkes Übergewicht zählt zu den wichtigsten Risikofaktoren für die Entstehung eines Typ 2 Diabetes, besonders dann, wenn sich das Fettgewebe am Bauch ansammelt. Abnehmen kann die Insulinresistenz bessern und dabei so effektiv sein wie Tabletten.
Körperliche Bewegung ist wichtig, da Muskeln dadurch mehr Energie verbrauchen, gleichzeitig unterstützt es das Abnehmen. Zusätzlich verbessert sich der Zuckerstoffwechsel, sodass die Zellen wieder besser auf Insulin ansprechen. Ideal ist es z.B. fünf Mal pro Woche für jeweils 30 Minuten so aktiv zu sein, dass man leicht ins Schwitzen kommt. Ein regelmäßiger flotter Spaziergang kann also helfen, den Zuckerstoffwechsel zu bessern. (Tipp: Vielleicht schaffen sie sich ja einen Hund an – dieser fördert jedenfalls die Bewegung!) Bei Bedarf sollte das Pensum der Bewegung ärztlich abgeklärt werden, da bei Typ 2 Diabetes oft Schädigungen an den Blutgefäßen vorliegen und es bei zu starker Anstrengung im schlimmsten Fall zu einem Herzinfarkt führen könnte. Aber auch andere Sportarten wie Laufen, Schwimmen, Radfahren oder Yoga sind geeignet.
Antidiabetika werden bei Typ 2 Diabetikern zur Behandlung hoher Blutzuckerwerte eingesetzt. Je nach Medikament wirken diese an unterschiedlichen Stellen im Körper.
Die Antidiabetika im Überblick
- Biguanide: In der Regel wird bei den meisten Patienten mit Metformin begonnen. Metformin senkt die Glukoseproduktion in der Leber und verzögert die Glukoseaufnahme in den Darmzellen. Beides senkt den Blutzuckerspiegel. Metformin hat den Vorteil, dass es keine Unterzuckerung bewirkt. Zu den Nebenwirkungen zählen Übelkeit, Magendrücken, Blähungen und Durchfall.
- Sulfonylharnstoffe: Diese regen die Bauchspeicheldrüse weitgehend unabhängig vom Blutzuckerspiegel an, mehr Insulin auszuschütten. Sie wirken daher nur, solange Patienten in der Lage sind noch eigenes Insulin herzustellen. Nebenwirkungen: Gefahr der Unterzuckerung, häufig kommt es zur Gewichtszunahme, selten zu Übelkeit, Völlegefühl, allergische Reaktionen oder Störungen des Blutbildes.
- Alpha-Glukosidasehemmer: Sie verzögern den Abbau von Kohlehydraten im Darm, wodurch der Zucker langsamer ins Blut übergeht. Nebenwirkungen: Durch die veränderte Verdauung gelangt ein großer Teil des Zuckers unverdaut in den Dickdarm und es kann zu Blähungen, Durchfall und Bauchschmerzen kommen.
- Glinide: Sie wirken ähnlich wie Sylfonylharnstoffe, indem sie die Insulinproduktion der Bauchspeicheldrüse anregen. Nebenwirkungen: Gefahr einer Unterzuckerung, Gewichtszunahme, Magen-Darm-Störungen, Allergien.
- SGLT-2 Hemmer: Sie bewirkt, dass die Nieren mehr Zucker über den Harn ausscheiden, indem sie das Protein SGLT-2 blockieren, das den Zucker aus den Nieren ins Blut leitet. Nebenwirkungen: Harnwegs- und Genitalinfektionen.
- Glitazone: Sie verbessern die Insulinempfindlichkeit der Zellen, sodass diese mehr Zucker aus dem Blut aufnehmen können. Sie zielen darauf ab, die verlorengegangene Insulinempfindlichkeit der Leber-, Muskel- und Fettzellen wiederherzustellen. Nebenwirkungen: Gewichtszunahme, Einlagerung von Wasser und Ödembildung. Mei Menschen mit Herzinsuffizienz sind Glitazone ungeeignet.
- DDP-4 Hemmer: Sie verstärken die Wirkung des wichtigen Hormons GLP-1 welches vom Dünndarm nach der Nahrungsaufnahme ausgeschüttet wird. Dadurch stellt die Bauchspeicheldrüse mehr Insulin her, die Magenentleerung verzögert sich und es tritt ein schnelleres Sättigungsgefühl ein. Auch wird die Glukoseproduktion in der Leber reduziert. Nebenwirkungen: In Kombination mit anderen Diabetesmedikamenten können vermehrt Infektionen, Kopfschmerzen und Erbrechen auftreten.
Bei Menschen mit Typ 2 Diabetes versucht die Buchspeicheldrüse grundsätzlich die verringerte Insulinempfindlichkeit durch die vermehrte Herstellung des Hormons auszugleichen. Kommt die Insulinproduktion zum Erliegen benötigen die Patienten eine Insulintherapie. Das ist oft nach mehreren Jahren Erkrankung der Fall. In der Regel muss dann Insulin mit einem Pen gespritzt werden.
Insuline werden meist künstlich im Labor hergestellt. Dabei gibt e kurzwirkende Insuline die den Blutzuckerspiegel schon nach fünf bis 30 Minuten senken und vier bis acht Stunden wirken. Sie werden zu allen Mahlzeiten als sogenannter Bolus gespritzt.
Langeinwirkende Insuline wirken erst nach zwei bis vier Stunden, dafür aber bis zu 24 Stunden und länger. Sie sollen auch den Insulingrundbedarf in der Nacht abdecken.
Daneben gibt es noch Verzögerungsinsuline die einen Mittelweg zwischen Kurz- du Langzeitinsulinen bilden.